Interview
6. Juni 2019

Romantischer Walderlebnisweg im Thulbatal

3 Fragen an Gerhard Karg, 1. Vorsitzender des Tourismusvereins Thulbatal.

Das Thulbatal gehört mit seinen an Laubholz reichen Wäldern und stillen Tälern zum Naturpark und Biosphärenreservat Rhön. Herr Karg, Sie als 1. Vorsitzender des Tourismusvereins Thulbatal haben mit zahlreicher Unterstützung den wunderbaren Walderlebnisweg „Oehrbach“ angelegt. Was motiviert Sie dazu?

Unser Walderlebnisweg ist wirklich ein echtes Highlight im touristischen Sinne, aber auch im Hinblick auf weitere Informationsangebote zum Thema Waldnutzung, Walderlebnis usw. geworden. Der Weg führt durch eine Kulturlandschaft wie sie seit 1000 Jahren durch Nutzung der hiesigen Bevölkerung als Rohstofflieferant geworden ist. Durch die schonende Entnahme von Holz, zuerst als Mittelwald und jetzt durch nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege der Bayerischen Staatsforsten und Kommunalträger, ist der Wald zu dem geworden, was er heute ist, nämlich einem Energie- und Erholungsspender. Die Schönheit des Waldes ist das eine, aber die dadurch erzielte Schaffung von Arbeitsplätzen ist das zweite Standbein. In der Beschilderung haben wir darauf Wert gelegt, dies dem Besucher zu vermitteln.

Wie gehen die Besucher entlang des Walderlebnisweges z.B. mit Holzerntemaßnahmen um?

Unsere hiesigen Forstunternehmer sind allesamt zertifiziert und arbeiten schonend. Natürlich muss auch der Forstunternehmer oder Förster bei den Besuchern mal erklärend tätig werden. Ich denke durch Kommunikation kann man vieles Vorwegnehmen, wenn z.B. ein Weg bei einer Holzernte temporär gesperrt ist. Nach einem Gespräch vor Ort im Wald versteht man die Zusammenhänge rund um den Wald besser als vor dem Fernseher. Auch deswegen haben wir diesen Walderlebnisweg geschaffen. Aus meiner Sicht müssten die Wald- und Holzthemen zudem wieder stärker in den Bayerischen Schulen behandelt werden wie zu meiner Zeit, um echtes Verständnis zu schaffen. Zu einer umfassenden und ganzheitlichen Vermittlung des Themas Biodiversität gehört meines Erachtens unbedingt das Thema Wald mit allen Facetten seiner Bedeutung im Bereich Klima, Wasserspeicher und Erholungsfunktion einbezogen. Viele Fernsehberichte behandeln sehr oft nur den Wald in einer Form der Unberührtheit und Naturbelassenheit ohne Einwirkung durch verträgliche Nutzung und Pflege des Menschen. Dadurch entsteht ein Bild der Verklärtheit wie es der heutigen Situation in einer Kulturlandschaft faktisch nicht mehr entspricht.

Herr Karg, wir erinnern uns an die letzten Jahre: die Rhön war in der Diskussion und einen dritten Bayerischen Nationalpark. Am Ende wurden diese Planungen aufgrund der fehlenden Akzeptanz der Bevölkerung verworfen. Wie sehen Sie als Tourismusexperte diese Diskussion:

In den Diskussionen hatte man manchmal das Gefühl, dass insbesondere Menschen mit mehr städtischen Wohnumfeld sich den Wald im Charakter eines „Urwaldes“ wünschen. Zumindest wurde dies von den Verantwortlichen für die Zielrichtung Nationalpark so dargestellt. Die meisten Menschen die hier in der Region leben, so mein Eindruck, möchten aber den Wald in seiner jetzigen Form und Struktur belassen. Nämlich ihn für Bau-, Brennholz und Wertholz nutzen, aber auch für Erholungssuchende Touristen wie Radler, Wanderer usw. zugänglich machen. Diese Symbiose funktioniert derzeit sehr gut. Die angedachten Alternativen eines Biodiversitäts- und Naturerlebniszentrums finde ich hervorragend geeignet um nachhaltige Nutzung und sanften Tourismus zu verbinden. Beim Besichtigen der Nationalparke in Berchtesgaden und Bayerischem Wald, wo übrigens ganz andere Waldzusammensetzungen als in der Rhön vorlagen, sind es meines Erachtens nicht die sich selbst überlassenen Waldbestände per se, welche die Besucher anziehen, sondern die gesamte Infrastruktur mit Infozentren und sonstigen Attraktionen die im Umfeld geschaffen wurden. Die im
Zusammenbruch befindlichen Wälder selbst tragen zu keinem nennenswerten Anteil dazu dabei, dass touristischer Mehrwert geschaffen wurde.

Damit wird verdeutlicht, dass jeglicher Nutzung entzogene Waldbestände für sich gesehen, touristisch ohne größere Anziehungskraft sein würden.
Gerhard Karg 1. Vorsitzender der Tourismusvereins Oberthulba

Aber wenn man sich echte Gedanken über die Zukunft macht, kommt man um eine aktive, wenngleich nachhaltige Holznutzung allein aus Klimaschutzgründen nicht herum. Wir können mit jedem verbauten Kubikmeter Holz das umweltschädliche CO2 über viele Jahrzehnte binden. Und mit modernen Holzenergie kann ich im großen Stil fossile Energieträger einsparen sowie sauber und regional wirtschaften. Ich sehe für die heimische Forstwirtschaft und Holzwirtschaft daher wirklich eine gute Zukunft und einen guten Partner für den Tourismus.

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