20. Oktober 2025

Regionaler Austausch fördert innovativen Holzbau

Mit dem Blick auf das Bauen im Bestand veranstaltete proHolz Salzburg gemeinsam mit der Initiative Architektur sowie den bayrischen Partner „Wir bauen auf heimisches Holz“ e.V., proHolz Bayern und Rosenheim Kreis im Grenzraum Salzburg/Bayern eine ganztägige Exkursion. Besichtigt wurden Holzbauprojekte im Landkreis Traunstein, Landkreis Berchtesgadener Land und Salzburg sowie ein Holzbau-Unternehmen in Lofer. Die Bayern-Österreich people-2-people Exkursion „Holzbau: moderne Fertigung – vielfältige Anwendung" wurde umgesetzt mit finanzieller Unterstützung durch das INTERREG-Programm. Gefördert von der Europäischen Union mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (INTERREG VI A).

Die Interreg Exkursion hatte das Ziel, den Teilnehmer:innen das Potential des Bauens im Bestand näherzubringen. Diskussions-, und Austauschformate förderten gezielt Entwicklungs- und Begegnungsmöglichkeiten. Dabei bekam man Einblicke von der Bauphase, fertigen Bauvorhaben bis hin zum Einblick in einen Holzbaubetrieb.

 

Kuhstall am Paulbauernhof | Saaldorf-Surheim (D)

Über das Projekt: Das „Traunsteiner Modell“ für einen preiswerten Kuhstall besteht aus dem Umbau des Altstalls zum Melkzentrum und einer Ergänzung um eine freistehende Fress– und Liegehalle für die Tiere. In dieser Kombination hat man kurze Wege und kann die bestehende Infrastruktur weiter nutzen. Im neuen Stall bekommen die Tiere Platz, Licht und Luft. Der Bauherr hat erfahrungsgemäß ein Drittel weniger Baukosten als bei einem Neubau. Der neue Stall ist auf das Notwendige reduziert und mit regionalen Baumaterialien von örtlichen Handwerksbetrieben und Eigenleistung des Bauherrn errichtet. Das flach geneigte Dach ist bis auf einen Entlüftungsschlitz über dem Fressgang geschlossen. Quelle: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Traunstein

Hans Heinze: „Für uns war klar, dass wir hier auf unser eigenes Material aus dem Wald zurückgreifen. Ebenso haben wir von der Schlägerung der Bäume bei Vollmond, bis hin zum Transport ins benachbarte Sägewerk, den Abbund vor Ort und das Aufstellen des Kuhstalles in viel Eigenleistung umgesetzt. Für die Tiere spürbar wertvoll ist der Entlüftungsschlitz am First, anstelle eines Lichtfirstes. Die Stallkonstruktion, nur die Giebelseiten sind ummantelt, ist offen, was gerade im Sommer den Kühen eine angenehme Atmosphäre und viel Luftaustausch ermöglicht.“

 

Schaberhaus Ebenau (A)

Bürgermeister Johannes Fürstaller: „Wir haben größten Respekt vor der Geschichte des Hauses und erhalten was möglich ist, besonders beständiges wie Adneter oder Untersberger Marmor, den wir wieder verwenden. So ist das Projekt auch wirtschaftlich, wenn präzise geplant wird und man wenig verändert. Mit der Fertigstellung finden zwei Kindergarten- bzw. Krabbelgruppen und die öffentliche Bibliothek ein neues Zuhause. Ebenfalls werden fünf betreute Wohnungen sowie vier Starterwohnungen in dem Haus im Zentrum des Ortes Platz finden, welches 1634 errichtet wurde.“

Über das Projekt: Dort, wo früher gearbeitet, gewohnt und produziert wurde, entsteht ein offener Ort für Gemeinschaft, Bildung und das tägliche Leben. Ein Kindergarten mit Spielgarten, eine Bibliothek, betreubares Wohnen und leistbare Wohnungen fügen sich zu einem Ganzen, das mehr ist

als die Summe seiner Teile. Hier treffen Menschen unterschiedlichen Alters und Lebenssituationen aufeinander – im Alltag, im Garten, am Fenster, auf dem Weg durchs Haus. Die Architektur antwortet mit Respekt und Klarheit: Der Bestand wird dort bewahrt, wo er trägt – ergänzt durch einen leichten, nachhaltigen Aufbau in Holzbauweise. Materialien aus der Region, kurze Wege und eine sorgfältige Gestaltung geben dem Ort eine neue Form und eine neue Kraft. Quelle: Area C.I. Design

 

Kindergarten Rosenhofstadl, Berchtesgaden (D)

Bürgermeister Franz Rasp: „Wir haben ein modernes Holzhaus in die historischen Bruchsteinmauern gestellt und sind damit in der Lage, die bauphysikalischen Anforderungen der Moderne abzudecken, aber trotzdem das historische Erscheinungsbild noch zu erhalten.“

Architektin Rebecca Schorr: „Wir haben viel Holz und Lehm eingesetzt und darauf geachtet, wenig Schichtstoffe, verleimte oder verklebte Materialien zu verwenden, die ausdünsten. Somit haben wir viele Materialien, die etwas zum Raumklima beitragen.“

Über das Projekt: Der Rosenhof – ein Zwiehof bestehend aus einem Wohnhaus und einem Wirtschaftsgebäude – liegt an prägender Stelle am Ortsrand von Berchtesgaden. Seine überregionale Bedeutung als ehemaliges Pfannhaus, später fürstpröbstliche Meierei wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hervorgehoben. In die historischen Mauern des Rosenhofstadels wird ein Haus im Haus eingesetzt. Es entsteht eine Moderne und heutigen Standards entsprechende, dampfoffen konstruierte Hülle aus natürlichen Baustoffen – Holz und Lehm – welche die Ausstrahlung und historische Bedeutung des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes weiterträgt. Quelle: Schorr Architekten

 

Betriebsbesichtigung Meiberger Holzbau, Lofer (A)

Walter Meiberger als ausführendes Unternehmen über das Projekt in Berchtesgaden: „Ein Projekt wie den Rosenhofstadl ist nicht alltäglich. Es hat fast keinen rechten Winkel gegeben in dem Bauwerk, kein Stab war gleich. Und auch die Vorgabe war, möglichst Leim frei zu sein. So etwas funktioniert nur mit perfekten Mitarbeitern, dafür braucht man gute Leute und darauf sind wir stolz.“

Über den Betrieb: Meiberger Holzbau ist ein in dritter Generation geführtes Familienunternehmen und wurde 1959 gegründet. Das Unternehmen ist auf die Realisierung von individuell geplanten Projekten im Premium-Holzbau spezialisiert und das Portfolio reicht von Kleinprojekten über Einfamilienhäuser bis hin zu großen mehrgeschossigen Wohnanlagen, Gewerbeprojekten und Projekten im öffentlichen Bereich. Der Leistungsumfang reicht vom Holzrohbau bis hin zu schlüsselfertigen Projekten, quer über Europa verteilt. Eine Besonderheit des Unternehmens ist, rein bilanziell gesehen, der Status eines Plusenergiebetriebs, da doppelt so viel Energie produziert wird, als benötigt. Quelle: Meiberger Holzbau

 

Veranstalter zufrieden mit grenzüberschreitender Exkursion

Für die Veranstalter war der grenzübergreifende Austausch zwischen Oberbayern und Salzburg ein voller Erfolg: „Eine buntgemischte Gruppe aus jungen und erfahrenen Architekt:innen sowie Holzbauern brachte an diesem Exkursionstag in Summe 50 Teilnehmer:innen näher zusammen. Wir besichtigten drei sehr unterschiedliche Bauvorhaben zum Thema Bauen im Bestand. So erhielten wir wertvolle, spannende und einzigartige Einblicke und neue Impulse für kommende Bauvorhaben. Ein Einblick in einen der modernsten und innovativsten Holzbaubetrieben Österreichs rundete das Rahmenprogramm ab“, sagt DI Thomas Berger, Holzbaufachberater von proHolz Salzburg, der die Interreg-Exkursion mit den Partnern aus Bayern geplant und organisiert hat.

 

Pressemitteilung proHolz Salzburg vom 16.10.2025

 

 

Wir zählen auf Ihre Unterstützung!

Beteiligen Sie sich finanziell am Branchenbündnis proHolz Bayern.

Jetzt beteiligen