Holz - Quelle einer nachhaltigen Bioökonomie
Fachveranstaltung in Augsburg zeigt eindrücklich die Vielfalt und Möglichkeiten einer holzbasierten Bioökonomie
Man kann mit Holz nicht nur vortrefflich bauen: Es eignet sich zu sehr viel mehr! Holz ist ein Rohstoff mit Breitenwirkung, der in vielen Branchen und Wirtschaftszweigen einsetzbar ist. Auf der Fachveranstaltung „Holz – Quelle einer nachhaltigen Bioökonomie“ konnten sich die Teilnehmer davon einen Eindruck verschaffen und einen Blick in die Zukunft der holzbasierten Bioökonomie an der Schnittstelle zwischen Forstwirtschaft und Chemie werfen. Präsentiert wurden in der Augsburger Handwerkskammer neuartige und visionäre Produkte, Trends und Visionen rund von Experten und namhaften Unternehmen, die anderen einen Schritt voraus sind. Denn Holz ist ein Schlüssel zur Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen, indem es diese in bestehenden Produkten ersetzt und zudem neue innovative Produkte daraus entwickelt werden. Der Vorteil liegt dabei klar auf der Hand: Holz ist regional, nachhaltig und kann sehr klimafreundlich gewonnen werden.
Bioökonomie als Schlüssel für nachhaltiges Wachstum
Der Bayerische Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer begrüßte die Teilnehmer mit den Worten: „Bioökonomie ist ein Zukunftsthema, dem wir große Aufmerksamkeit schenken. Sie ist für mich ein entscheidender Schlüssel für nachhaltiges Wachstum. Das Zusammenführen biologischer Ressourcen und wirtschaftlicher Aktivitäten bringt uns nicht nur in eine ressourceneffizientere Zukunft. Eine hochwertige stoffliche Nutzung verspricht darüber hinaus Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte. Bayern verfügt über vielversprechende Potentiale, um im Bereich Bioökonomie eine Vorreiterrolle einzunehmen. Industrieseitig sind hochleistungsfähige, innovative Unternehmen in Bayern ansässig. Auch auf der Wissenschaftsseite können wir uns mit dem Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe sehen lassen. Unsere bayerischen Cluster besitzen einschlägige Kompetenzen auf dem Gebiet der Bioökonomie und vernetzen die oft kleinen Akteure systematisch. Und schließlich ist Bayern ein Holzland. Wir verfügen über die größten Waldflächen Deutschlands. Holz ist in Bayern die größte Biomassequelle, die uns zur Verfügung steht. Diese Ressource können und müssen wir noch effizienter nutzen.“
„In“ und von Natur aus im Vorteil
Produkte auf der Basis von Holz sind „in“ und viele davon bereits auf dem Markt. Mehr als man vermutet, dass wurde beim Rundgang durch die Ausstellung klar. So ist überraschenderweise bei vielen bekannten Produkten aus dem Haushalts-, Papier- und Hygienebereich „Holz drin“. Viskosefasern bestehen zu 100 % aus erneuerbarer natürlicher Zellulose und sind vollständig biologisch abbaubar. Zellulose ist der Hochleistungswerkstoff der pflanzlichen Natur und natürlicher Rohstoff für Fasern aller Art. Der dafür eingesetzte Zellstoff wird aus Holz gewonnen. Viskosefasern sind kompostierbar und damit auch eine Alternative zu rohölbasierten Materialien. Wie leistungsfähig Zellulosefasern sind, präsentierte eindrucksvoll Dr. Andrea Borgards von der Lenzing AG aus Österreich, einem Unternehmen, das sich auf die Herstellung von holzbasierten Zellulosefasen spezialisiert hat. Die patentierten Lenzing FR Fasern beispielsweise sind hoch hitzebeständig und finden so unter anderem in der Herstellung von Feuerwehr Schutzausrüstung Verwendung. Aber auch im ganz normalen Alltag werden Zellulosefasern eingesetzt. Etwa in Netzen für die Verpackung von Obst und Gemüse. Produziert auf der Basis des nachwachsenden Rohstoffes Holz sind sie zu 100 Prozent biologisch abbaubar und helfen so bei der Vermeidung von Kunststoff und Mikroplastik.
Highlight des Abends war das Biofore Concept Car, bei dem der größte Anteil der traditionell aus petro-basierten Kunststoffen hergestellten Teile durch hochwertige, sichere und dauerhafte biobasierte Materialien ersetzt wurde. Durch den Einsatz der Cellulose-Fasern im Material UPM Formi können 50% Kunststoff eingespart werden. Dieses recycelbare Biocomposite aus Cellulose-Fasern und Kunststoff wurde in der Frontblende, den Seitenteilen und Türen sowie für die Innenausstattung verwendet. Zusätzlich wurde der zu 100% aus Holz bestehende Werkstoff UPM Grada für den Fußbereich, die Mittelkonsole, Türen und Armaturen verwendet. Das Innen- und Außendesign sowie die typischen Warn- und Hinweis-Etiketten bestehen aus UPM Raflatac, ein selbstklebendes Etikettenmaterial, welches lösungsmittelfrei mit neuester Klebstofftechnologie hergestellt wird. Das Biofore Concept Car ist der fahrende Beweis für die Praxistauglichkeit dieser Materialien. Gleichzeitig zeigt es auch wie unsere Autos von morgen gebaut werden könnten.
Holz ist Zukunft
„Holz bzw. Cellulose ist der entscheidende Rohstoff für die Wende der Wirtschaft hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Alles was derzeit aus fossilen Ressourcen produziert wird, kann zukünftig aus dem Rohstoff Baum gemacht werden. Genau diese Transformation bereiten wir mit unseren Partnern im BioEconomy Cluster vor“, postulierte Prof. Dr. Matthias Zscheile, FH Rosenheim, BioEconomy Cluster Management GmbH. Die chemischen und strukturellen Eigenschaften machen Holz zu einem sehr vielseitig einsetzbaren Material mit einer großen Bandbreite an Verwendungsmöglichkeiten. Wo die Reise hingegen kann, zeigte sich im Vortrag von Dr. Michael Duetsch UPM GmbH: „Innovative Technologien ebnen den Weg für eine erfolgreiche Bioökonomie. Die Einführung einer Vielzahl von neuen Produkten bietet Zukunftschancen für etablierte wie auch für junge Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten. Dabei ist Holz die Biomasse der Wahl: Sie ist regional verfügbar, nach Nachhaltigkeitskriterien zertifiziert und eine Nutzung steht nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln.“ Den Pionieren unter den Unternehmen mangelt es nicht an Ideen, um das Konzept der „Bioökonomie“ oder „biobasierten Wirtschaft“ also einer Wirtschaftsweise, die ohne fossile Ressourcen auskommt, in den nächsten Jahrzehnten umzusetzen. Das wurde in Augsburg deutlich. Es bleibt also spannenden, welche Innovationen dieser Bereich in den nächsten Jahren hervorbringt. Dass nichts unmöglich ist, bestätigt die „Erfindung“ von flüssigen Holz. Vor gut 20 Jahren war diese noch die Vision von Helmut Nägele, geschäftsführender Gesellschafter Tecnaro GmbH. Heute stellt das Unternehmen auf der Basis von Lignin schon ein breites Spektrum an Produkten wie Lautsprecher, Musikinstrumente oder Spielwaren her.