Interview
27. März 2018

5 Fragen zum Thema Laubholz an Architekt Frank Lattke

Frank Lattke studierte Architektur an der TU München und gründete 2003 sein eigenes Büro in Augsburg. Er war von 2002 bis 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Holzbau bei Prof. Hermann Kaufmann in der Fakultät für Architektur in Forschung und Lehre tätig.

Bildrechte: Eckhart Matthäus, Wertingen.

Sein Hauptinteresse gilt der Verbindung von Design und nachhaltigem Handeln um zukunftsfähige Lösungen in der Architektur zu entwickeln. Frank Lattke ist Mitglied des BDA und Vorsitzender des Treffpunkt Architektur Schwaben der Bayerischen Architektenkammer. Er ist tätig als Preisrichter in öffentlichen Wettbewerben.

Die Wälder in Bayern sind vielerorts geprägt durch Reinbestände aus Nadelholz, wie Fichte oder Kiefer. Durch ihre hohen Zuwachsraten sind diese Forste wirtschaftlich attraktiv, unterliegen aber einem hohen Risiko. Sturmschäden, Borkenkäfer und der Klimawandel machen den Nadelbäumen zu schaffen – Waldschäden sind die Folge. Die moderne Forstwirtschaft baut die Wälder daher in klimatolerantere Mischwälder um. Als Baumarten der ursprünglichen Waldgesellschaften spielt Laubholz dabei eine zunehmende Rolle. Von den 2,4 Millionen Hektar Wald in Bayern entfallen heute bereits wieder 36 Prozent (870.000 Hektar) auf Laubbäume – Tendenz weiterhin steigend.

Derzeit wird noch mehr als die Hälfte der geernteten Laubholzmenge energetisch genutzt. Doch die bayerische Holzwirtschaft arbeitet gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und anderen Wirtschaftszweigen an innovativen Nutzungskonzepten, Produktlösungen und Baustoffen für heimische Laubhölzer. Einer dieser neuen Baustoffe ist Buchenfurnierschichtholz, das die Firma Pollmeier unter dem Namen „BauBuche“ entwickelt hat. Hier spielt Buche ihre guten Festigkeitswerte aus, die höher sind als bei konventionellen Baustoffen aus Fichtenholz. Buchenträger haben daher einen schlankeren Querschnitt und bieten den Architekten größeren Gestaltungsspielraum, wie der Neubau der Firmenzentrale der euregon AG in Augsburg zeigt. Das dreigeschossige Bürogebäude in Holzskelettbauweise ist ein Vorreiter bei der Verwendung von Furnierschichtholz aus heimischer Buche.

Die hohe Festigkeit des Buchenholzes ermöglicht äußerst schlanke Konstruktionen mit ansprechender, schlichter Optik. Die Gebäudestruktur als Skelettbau in „BauBuche“ lässt eine weitgehend freie und flexible Raumaufteilung zu und sorgt für ein angenehmes Wohlfühlklima beim arbeiten.

Einen Überblick über die derzeit am Markt erhältlichen und in Deutschland baurechtlich anwendbaren Baustoffe aus Laubholz, bietet die Veröffentlichung „Konstruktive Bauprodukte aus europäischen Laubhölzern“ aus der Reihe INFORMATIONSDIENST HOLZ spezial, die u.a. mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern und proHolz Bayern erschienen ist.

Herr Lattke, warum bauen Sie gern mit Laubholz?

Unsere Laubhölzer finden in der stofflichen Verwertung als Bau- und Konstruktionsholz bisher zu wenig Beachtung, bieten aber aufgrund vielfältiger Eigenschaften interessante Alternativen zu den heimischen Nadelhölzern.

Welche Vorteile gibt es bei Buchenfurnierschichtholz gegenüber herkömmlichen Holzbaustoffen aus Nadelholz?

Buchenfurnierschichtholz zeichnet sich durch höhere Festigkeitswerte aus. Darüber hinaus finde ich das gestalterische Potenzial des Materials überzeugend. Nicht nur, dass Konstruktionselemente filigraner ausgebildet werden können, auch die Oberfläche hat eine andere Erscheinung.

Laubholz – bereichert den modernen Holzbau
Dipl.-Ing. Frank Lattke Architekt

War der Bau des euregon Gebäudes Ihr erstes Laubholzprojekt? Haben Sie noch weitere Projekte mit Laubholz durchgeführt oder geplant?

Der Neubau der euregon AG war unser bisher einziges Projekt, bei dem wir Laubholz so ganzheitlich eingesetzt haben. Wir ziehen bei anderen Projekten Laubholz immer wieder in Betracht, wenn es z.B. darum geht Stahlteile durch leistungsfähige Holzbauteile zu ersetzen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Baustoff gemacht und haben Sie Tipps für Architekten was man beim Bauen mit Buche beachten sollte?

Buche quilt stark, wenn es mit Wasser in Berührung kommt. Daher steht bei der Verarbeitung von Buche mehr als bei anderen Holzarten der organisatorische und konstruktive Holzschutz im Vordergrund.

Würden Sie wieder mit Laubholz bauen?

Jederzeit gerne, den die ausschließliche thermische Verwertung wird dem hochwertigen Rohstoff nicht gerecht.

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